eine Leuvenhook Geschichte - von Tian (Mai '99) für Bettina
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Ein sanftes Vibrieren ging duch die Dragon als die Schubwerke kurz zündeten
um in die neue Bahn einzuschwenken. Ein kurzes Vibrieren und ein ebenso
kurzes Einwirken von Beschleunigung das dazu führte, daß jeder
an Bord der Dragon ebenso kurz nach dem Gleichgewicht suchte.
Msm Tyndahl, erst seit wenigen Wochen an Bord der Dragon, hangelte
sich den schmalen Gang von seiner Kajüte zur Funkerkabine entlang.
Er konnte CPO Leuvenhook hören wie er geschäftig in der Kabine
aufräumte. Als Tyndahl die Tür zur Funkkabine erreichte richtete
sich Leuvenhook ruckartig auf und versuchte sich möglichst förmlich
und schnell an ihm vorbei zu drängen.
"Keine besonderen Vorkommnisse. Muß die Tasse abgeben." murmelte
der CPO und wand sich eilig Richtung Messe.
Midshipman Tyndahl sah ihm verwundert nach und fragte sich wieso Leuvenhook
es so eilig hatte seine
Kafsur Tasse in die Messe zu bringen. Seit Tyndahl
seinen Dienst auf diesem Schiff angetreten hatte wunderte er sich über
Leuvenhook. Tyndahl hatte sich seinen eigenen Reim darauf gemacht wieso
jemand wie der CPO sich freiwillig zum Dienst auf einem alten Kurierschiff
gemeldet hatte. Leuvenhook hatte den Marskonflikt nicht an Bord eines
Kreuzers, Zerstörers oder gar bei den Raumlandetruppen verbracht.
Beziehungen muß man haben sagte sich Tyndahl immer, Beziehungen die
er nicht hatte. Er hatte den Konflikt an Bord eines Kriegschiffes verbracht.
Ein zornig blinkendes Lämpchen am Lastrefu
errinnerte den Msm
daran sich zügig hinzusetzen und die Kopfhörer aufzusetzen. Er
kontrollierte ob ein Signal einging aber dies war nicht der Fall und so
suchte er einen neuen Kanal um das Trägersignal zu empfangen. Das
Lämpchen beruhigte sich. Tyndahl betrachtete die Struktur der Deckenfarbe und ließ sich
vom sanften Rauschen des Lastrefu treiben. Die Dragon war in den Bereich
einer neuen Lastrefurelaisstation eingedrungen und nun dauerte es lange
bis neue Einstellungen nötig waren. Seit Tagen war der Dienst am Lastrefu
besonders langweilig geworden da die Dragon Post für die Ostra Neptun
zustellen mußte. Es war Tage her seit die letzte Lastrefunachricht
einging.
Das Rauschen des Lastrefu wurde lauter und immer öfter wurde es
durch Knackser unterbrochen. Tyndahl überprüfte irritiert die
Einstellungen und betrachtete mißtrauisch die Kontrollampen des Lastrefu.
Doch alles war in Ordnung. Gerade als Msm Tyndahl sich wieder zurücklehnen
wollte ertönte ein Hupen und dann schwieg der Lastrefu. Die Kontrollämpchen
verglimmten langsam. Tyndahl saß aufrecht da und starrte ungläubig
auf den Lastrefu. Nach dem ersten Schreck begann er ein, zwei mal gegen den Lastrefu
zu schlagen. Jedesmal wartete er kurz und voll Spannung doch der Lastrefu
blieb stumm. So begann Tyndahl nach dem Handbuch des Lastrefu zu suchen.
In der Schublade fand er aber nur den Roman den CPO Leuvenhook las,
einen italienischen herz-schmerz Roman, und das Neusprec-Italienisch Wörterbuch.
Beide waren an den Rändern ein wenig feucht und hatten frische Kafsurflecken.
Da er das Handbuch nicht fand, er vermutete CPO Leuvenhook hatte es
in seiner Kabine um es zu studieren, beschloß Tyndahl einen Neustart
des Lastrefu zu initialisieren. Er löste also die Arretierungsschrauben
und zog den Lastrefu vorsichtig aus seinem Rahmen. Eine leichte Staubschicht
bedeckte die Rückseite des Gerätes und überzog den Neustartknopf.
Msm Tyndahl drückte ihn und ein Piepen zeigte an, daß der Zurücksetzungsvorgang
eingeleitet worden war. An der Frontseite des Lastrefu leuchteten die Lämpchen
auf und blinkten vor sich hin. Nach einigen Sekunden ertönte wieder
eine Hupe und die rote Warnleuchte blinkte.
Tyndahl betrachtete die Lämpchen die den Fehlercode ausgaben.
Eine weitere Suche förderte im Geräteschacht eine völlig
verstaubte Fehlercodetabelle zutage. Die Lampenkombination ergab Fehler
257. Tyndahl wußte nicht im geringsten was ein Fehler 257 bedeutete
und so drückte er den Neustartknopf ein weiteres mal. Wieder ein Piepsen
und das nervöse Blinken der Lämpchen nur um mit einem Hupen erneut
zum Stillstand zu kommen. Das Hupen war allerdings ein anderes als beim
ersten Mal. Msm Tyndahl kontrollierte die Lämpchen und ermittelte
diesmal einen Fehler 12.
Mit einem resignierten Blick nach oben durchsuchte er die "Postbox"
zum zweiten mal nach dem Handbuch des Lastrefu. Nur um wieder nicht fündig
zu werden. Im tiefen Wissen, daß er in der Postbox eh nichts machen
konnte, meldete er dem Kaptain das Problem mit dem Lastrefu und begab sich
zur Kabine des CPO Leuvenhook. Dieser öffnete erst nach wiederholtem
Klopfen die Tür nur einen Spalt. Msm Tyndahl konnte trotzdem erkennen,
daß Leuvenhook doch tatsächlich einen Morgenmantel trug. Tyndahl
schüttelte gedanklich den Kopf. Ein Lachen unterdrückend fragte
er: "Besteht die Möglichkeit, daß Sie vergessen haben das Handbuch
des Lastrefu an seinen Platz zurück zu bringen nach dem sie es auswendig
gelernt hatten?" Eine kleine Bissigkeit konnte Tyndahl sich einfach nicht
verkneifen um so überaschter war er als Leuvenhook einfach nur mit
einem "Oh entschuldigen Sie." antwortete und nach etwas in seiner Kabine
zu suchen begann. Ein paar Augenblicke später reichte er das Handbuch,
noch mit einigen Lesezeichen versehen, Tyndahl.
Msm Tyndahl ging wieder den Korridor zur Postbox zurück und schlug
dabei die Lesezeichen nach. Der CPO schien sich mit allen Aspekten der
effektiven Bedienung und der korrekten Fachausdrücken des Lastrefu
beschäftigt zu haben. Ein Umstand der erklärte, warum der CPO
nie bei den Pokerrunden der restlichen Manschaft dabei war. In der Postbox
angelangt ließ er sich stöhnend auf seinen Sitz fallen und legte das
Handbuch vor sich. Nach einer Weile begann er dann nach einem Kapitel zu
suchen in dem die Fehlercodes erklärt werden. Es verstrich einige
Zeit die nicht alleine durch das Suchen nach nützlichen Informationen
sondern vornehmlich mit dem Starren an die Decke angefüllt war bis
Tyndahl endlich ein annähernd passendes Kapitel fand. Mittlerweile
wirklich schlecht gelaunt las Tyndahl die Seiten nur um zu erfahren,
daß Fehler 257 ein "Schwerer Ausnahmefehler" und Fehler 12 ein "Registerzuordnungsfehler"
ist. Wie man diese Fehler beheben kann wurde im Handbuch nicht erwähnt.
Laut Handbuch sollte man sich an den Kundendienst wenden und gab eine Lastrefu
Adresse an.
Tyndahl schlug wütend gegen den Lastrefu der dadurch ganz aus
seiner Halterung rutschte. Msm Tyndahl wollte das Gerät gerade wieder
in den Schacht schieben als ihm eine kleine Pfütze einer bräunlichen
Brühe auffiel die sich unter dem Lastrefu bildete. Eine Pfütze
die verdächtig nach Kafsur roch. Er entfernte alle Kabel die noch
am Lastrefu hingen und öffnete das Gehäuse. Nun sah er die Ursache
für den Ausfall des Lastrefu, von vorne war eine größere
Menge Kafsur in das Gerät eingedrungen. Gerade so als hätte jemand
eine Tasse davon gegen die Frontblende geschüttet.
Tyndahl wußte wer dieser jemand war und er wußte auch wer
in den nächsten Tagen seine Kombüsenschicht übernehmen
würde. Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen begann Tyndahl
die Brühe aus dem Lastrefu zu putzen.
Als er dann den Neustartknopf drückte begann wieder das Piepsen
und Blinken doch diesmal leuchtete zum Schluß die grüne Statuslampe
auf und zeigte regulären Betrieb an.
Tyndahl freute sich schon auf Schichtende und auf das Gesicht eines
ach so pflichtbewußten Offizier.
© Sebastian Krauß (ehemals www.zadian.de) 1999, alle Urheberrechte beim Autoren,
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alle Urheberrechte an Leuvenhook als Charakter seit 1983, Leuvenhook im Internet seit 1999, Leuvenhooks Webseite in dieser Version seit 2018,
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letzte inhaltliche Änderung am 07.04.2015.