Einige Worte zu Fehler 12, einer Leuvenhook Geschichte.
Zeit ist vergangen seit ich diese Geschichte schrieb. Dies alleine ist nun wirklich nicht all zu erwähnenswert, wenn sich mit dem Verstreichen der Zeit nicht auch einiges geändert hätte. Dabei meine ich nicht meine soziale oder emotionale Situation, noch immer wollen Frauen mich wohl lieber heiraten als mit mir eine Beziehung zu haben. Wo die Logik dahinter ist verschließt sich mir immernoch aber was soll es. Sex oder gar Liebe war ja nicht so das Thema von Fehler 12, auch wenn sich solche Themen eigentlich immer gut machen. Nun, vielleicht lag es ja doch an meiner Situation, daß mich so ein Thema gerade im Mai '99 nicht interessierte. Was hatte sich nun aber seit der Zeit in der Fehler 12 entstanden ist alles so geändert. Was waren also die Einflüsse die mich zu der Geschichte inspiriert haben.
Nun ohne Frage war da als erstes jene kleine Geschichte von Bettina deren Namen mich schon fast magisch anzog Kleine Drachen. Bettinas erste Leuvenhook Geschichte.
Drachen waren schon seit ich denken kann jene mystischen Wesen die mich in ihrem Bann gefangen hatten. Im Kindergarten zeichnete ich, während die anderen Kinder Bilder ihrer Hunde und Katzen malten, mit großer Begeisterung Drachen in Vulkanlandschaften. Die Betreuerinnen beklagten sich sorgenvoll bei meiner Mutter, da ich doch so furchterregende und lebensfeindliche Bilder malen würde. Glücklicherweise war jedoch keine der Betreuerinnen eine übereifrige Hobbykinderpsychologin und so konnte ich auch weiterhin eine unbeschwerte Jugend verbringen.
Später begann ich alles zu lesen was Drachen als Thema hatte. So erfreute ich mich am Silmarillion, der Apokalypse und einigen volkskundlichen Büchern über schwarze Götter und Satanismus.
So entstand in mir ein recht seltsames Bild von Drachen: das zwischen den Drachen die sich selbst als einzige moralische Instanz betrachten (böse) und den kindlich lieben Drachen meiner Kindheit.
Als ich nun von einer Geschichte las, deren Titel diese Zwiespältigkeit auszudrücken schien mußte ich sie natürlich sofort lesen. Um es nur einmal noch erwähnt zu haben, die Geschichte handelt von einem Raumschiff namens Dragon und kleinem, außerirdischen Ungeziefer. Es kommen keine echten Drachen vor, jedenfalls keine nach meiner Vorstellung, wenn auch in den nicht zu entfernenden Flecken die das Ungeziefer hinterließ ein bisschen der Omnipotenz der wahren Drachen durchscheint. Auch wenn in der Geschichte keine echten Drachen vorkamen so war sie doch voll von skurilen Ideen und Witz. Mir kam es fast als Wiedergutmachung vor, daß die Geschichte dann auch keine echte SciFi war sondern eher eine mit dem Flair eines Frauenromans über die viktorianische Zeit.
Diese Geschichte über Leuvenhook und das Raumschiff Dragon reizte mich, gut eigentlich war es die Figur von Leuvenhook die mich reizte und so kam es, daß ich eine Geschichte im "Leuvenhook Universum" schreiben wollte. Als mich auch noch Bettina dazu ermutigte war ich ja dann auch mehr oder minder verpflichtet eine Geschichte zu schreiben.
Anfangs war Fehler 12 als eine reine Leuvenhook Geschichte konzipiert mit Leuvenhook als Hauptperson. Allerdings erkannte ich früh, daß ich in Leuvenhook wohl einen anderen Menschen sah als Bettina. Gewissermaßen aus Respekt vor Bettina und der von ihr geschaffenen Gestalt Leuvenhooks entwickelte ich die Figur Tyndahls. Somit konnte ich meine Sicht von Leuvenhook verwenden ohne dabei wirklich Leuvenhook zu verändern da ja alles eigentlich nur Tyndahls Sicht ist. Ich konnte also Leuvenhook als trottligen Snob darstellen ohne mir allzu große Gedanken über die Auswirkungen auf weitere Geschichten über Leuvenhook machen zu müssen.
So entstand also Tyndahl. Der Name Tyndahl kommt nebenbei bemerkt von dem irischen Physiker Tyndall, der den sogenannten Tyndalleffekt entdeckt hat. Der Tyndalleffekt, Streuung elektro-magnetischer Wellen, wird von kleinsten Teilchen hervorgerufen die in einer Flüssigkeit susbendiert sind. Außer, daß der Name auf mich recht skuril wirkt hat er jedoch keine Bedeutung.
Kehren wir zum Mai '99 zurück und den am Anfang angedeuteten Änderungen. Was hat sich also geändert? Mein Arbeitsgerät hat sich geändert, aus einem alten Performa 5200 mit MacOS 7.5 als Betriebsystem wurde ein iMac mit MacOS X. Der Wahrheit zuliebe verwendete ich im Mai '99 auch nicht mehr MacOS 7.5 sondern MacOS 8 aber die Erinnerung war noch frisch. Erinnerungen an jene Fehlermeldungen mit denen MacOS 7.5 abzustürzen pflegte: "Ein Fehler 11 ist aufgetreten". Mittlerweile sind diese Fehlermeldungen Geschichte und der User ist davor geschützt, damals aber war Fehler 11 das gefürchtete Gegenstück zu dem optisch unglücklich gewählten "blue screen of death" unter Windows mit dem man benachrichtet wird, daß ein "schwerer Ausnahmefehler" eingetreten ist. Fehlermeldungen deren Inhalt sich erst nach längerem Studium von okkulten Handbüchern oder nach Befragung eines Orakels erschließt schienen mir wie geschaffen für ein Universum wie das von Leuvenhook. Solche Meldungen atmen förmlich den Staub einer monströsen Verwaltung aus, in der der Einzelne nur eine kleine Notiz auf einem Karteikärtchen ist. Mitteilungen, die mit der Ausstrahlung von in Stein gemeißelten Geboten dem Lesenden bewußt machen für wie unwichtig das System ihn erachtet.
Zum anderen sind solche Fehler und Probleme meist von gänzlich bedeutungsloser Natur und höchstes dazu gut einen Neustart des Computers oder Gerätes zu tätigen. Wie oft hat nicht jeder der an einem Computer arbeitet Probleme mit einem fatalistischen Achselzucken und einem Neustart kurzzeitig gelöst? Wem ist es noch nicht passiert, daß er Kaffee oder ein sonstiges Getränk in die Tastatur geschüttet hat. Mir jedenfalls ist es mittlerweile zweimal geschehen. Es ist schon erstaunlich wie man Probleme mit leichtem Seifenwasser lösen kann, es ist jedoch von der Verwendung von heisen Föns dringend abzuraten. Sprich in Fehler 12 geht es um eben solche Situationen, hervorgerufen durch so belanglose Dinge, die aber doch dem Menschen zeigen wo sein Platz in einer technokratischen Welt ist.
Vielleicht wird jetzt der eine oder andere sich denken, daß er die Geschichte aber gar nicht so verstanden hat. Nun, es ist immer das Schicksal des Autoren, daß seine Geschichte von jedem einzelnen Leser anders verstanden wird, daß sie andere Bilder erzeugt und andere Gefühle hervorruft. Insofern ist es immer heikel, wenn ein Autor zuviel über seine Geschichte verrät oder den Interpretationsfreiraum einschränkt. Ich habe versucht, möglichst nur zu den Ursprüngen Erläuterungen zu geben, nicht aber zu den dann wirklich in die Geschichte eingeflossenen Gedanken und Vorstellungen.
Ach ja, zu guter letzt, Fehler 11 ist wirklich ein Registerzuordnungsfehler der entweder auftritt, wenn der Registerbereich einen Schaden hat oder aber - was zu MacOs 7.5 Zeiten die Hauptursache war - Code für den Motorola 68k Prozessor vom MacOS falsch für den PPC Prozessor emuliert wurde.
© des Textes bei Sebastian Krauß (ehemals www.zadian.de) 25.10.2000, alle Urheberrechte beim Autoren,
© der Weltenbastler-Webring-Grafik bei Jerron,
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letzte inhaltliche Änderung am 26.04.2006.