'Es passiert nichts wirklich wichtiges' ist eines der Gesetze für die Leuvenhook-Geschichten, die Klaus 'Eskar' Eisenack am 6.7.1999 während einer Salon-Sitzung formulierte.
Was ist oder war der Salon eigentlich? Da ich mich vor einiger Zeit aus der aktiven Salonmitgliedschaft zurückgezogen habe, und die Webseite leider deaktiviert wurde, kann ich über den momentanen Charakter der Treffen nicht viel sagen, abgesehen davon, daß es noch immer regelmäßige Treffen gibt. Als es anfing war es einfach überwältigend inspirierend.
Wir waren alle Studierende der CvO-Universität in Oldenburg und hatten uns in verschiedenen Seminaren kennengelernt. Anfang 1998 institutionalisierten wir unsere langen Gespräche über unsere eigenen Geschichten und das Austauschen von Kopien der Texte, indem wir regelmäßige Treffen vereinbarten. Immer wieder kam es zu geradezu ansteckenden Ideen, die dann zu einer Art Selbstläufer wurden: eine einzelne Geschichte inspirierte einen oder mehrere der anderen, das Thema, das Szenario oder die Personen in einer eigenen Geschichte zu verwenden.
Dem Salon verdankt Leuvenhook - neben den ersten Ansätzen zu einer Weltbeschreibung - auch seinen Seriencharakter. Schon kurz vor der offiziellen Gründung des Salons am 24.2.1998 - als wir Gründungsmitglieder die Schubladen unserer Schreibtische nach präsentablen Geschichten, oder zumindest Ideen durchforsteten - zündete bei mir die durch die gemeinschaftliche Begeisterung angestachelte Inspiration. Leuvenhook trat in einer in wenigen Stunden niedergeschriebenen Geschichte (Kleine Drachen, Februar 1998) seinen Dienst an. Und ein paar Wochen später setzte ich, nach der äußerst positiven Aufnahme meiner kleinen Geschichte, mit der nächsten (Killerviren, März 1998) nach.
Da durch die Gespräche über die Geschichten bei den anderen Pläne für weitere absurd-alberne Abenteuer und Postaufträge aufkamen - etwa die Idee zu einem internen Blick auf die RSP oder 'Leuvenhook und das Müll' - sollte ich die Details der Welt den anderen zugänglich machen, denn man wolle sich doch in das Sonsyst einfinden und nicht Bestehendes über den Haufen werfen. Also verfaßte ich das 'Manual zum Selberstricken', den Kristallisationspunkt dieser Seiten. Ach, das waren noch Zeiten, alles mit Papyrus und auf meinem Atari Mega ST geschrieben und gezeichnet...
Leider blieb es zumeist bei Absichtserkärungen der anderen Autoren, neben Studium und der literarischen Umsetzung wirklich eigener Ideen blieb zu wenig Zeit, um den vielleicht entstandenen ersten Anfang der Geschichten zu einem präsentablen Ganzen zu gestalten.
Zwei der Projekte wurden immerhin inzwischen realisiert, von den damaligen Salonmitgliedern Tian und Lars.
Mit Sebastian 'Tian' Krauß führte ich im März 1999 - ausgerechnet in einer Grufti-Disco - ein langes Gespräch, das bei ihm letztendlich in Fehler 12 seinen literarischen Niederschlag fand. Und auch in meinem Kopf war Leuvenhooks Welt wieder ein Stück konkreter geworden, so daß ich kurz danach einfach mal so eine 'Geburtstagsgeschichte' aus dem Ärmel schütteln konnte (The Black Hole, April 1999).
Mit Lars Schröder, den ich auch im Salon kennenlernte, verbindet mich seit 1998 eine enge Freundschaft, die immer wieder auch in langen abendlichen Gesprächen ihren Ausdruck fand. Literarische Kritik an den Werken des jeweils anderen gehört hier ebenso dazu, wie das Fabulieren und probehalber Präsentieren neuer Ideen. Ich denke, auf diese Weise kam er auch zu seiner Idee für Sturz und Fall, die 2000 fertiggestellt wurde.
Und im Januar '03 hat er die Fertigstellung einer weiteren Geschichte, die auf Venus spielt, in Aussicht gestellt.
Die Atmosphäre der frühen Salontreffen war also der Nährboden, auf dem die Welt, die hier beschrieben wird, keimte.
Im Laufe der Zeit verging der geradezu elektrisierende Charakter der Salontreffen jedoch leider, vielleicht ein Nebenprodukt der Gewöhnung oder der Tatsache zu verdanken, daß auch viel andere Dinge besprochen wurden, da wir eben nicht nur Leute mit dem gemeinsamen Hobby 'Schreiben' waren, sondern Freunde, die viel gemeinsam unternahmen und eben zufällig auch alle schrieben. Diese recht geschlossene Freundesclique machte es Interessierten von außerhalb schwer, Fuß zu fassen und nur sehr hartnäckige Zeitgenossen konnen und wollten das schaffen. Vor allem an den unterschiedlichen Auffassungen über das Maß an erwünschter Öffentlichkeit für die eigenen Werke und über die Akzeptierung von 'außerhalb' stammender Neumitglieder begann der damalige Salon schließlich zu zerbrechen.
Da ich persönlich durch meine neuen Lebensumstände (Mann und Kind) bald nicht mehr in der Lage war, den Salon regelmäßig zu besuchen, wurde der Einfluß der Salonmitglieder auf Leuvenhook und seine Welt schon seit Ende 1999 zunehmend geringer, und auch aus den 2000 eingereichten Geschichten (Die Kaiserliche Konkubine, Juli 2000; Sherman is in the Cellar, September 2000) entzündete sich bei den Treffen leider nicht die Kreativität, die bei den frühen Treffen noch mit Leichtigkeit erreicht wurde.
Meiner Kenntnis nach (Stand 2003) hat sich die Zusammensetzung des Salons inzwischen sehr gewandelt und nur wenige der Gründungsmitglieder sind noch aktiv dabei. Viele sind weggezogen, nachdem sie ihr Studium beendet hatten, ich blieb zwar in Oldenburg, war durch Mann und Kinder dann jedoch zu sehr mit den Banalitäten des Alltags ausgelastet, um noch regelmäßig Zeit für die schönen Künste zu finden. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann einmal, doch wieder zu einem Treffen zu gehen - allein um zu sehen, welchen Charakter die Salontreffen inzwischen haben.
Nachtrag: Seit November 2004 gab es eine Nachfolgeorganisation des Salons, von den urspünglichen Gründerinnen aus der Taufe gehoben, und leider inzwischen wieder zerfasert, auch die dazu auf livejournal erstellte Gruppe 'schreibstube' ist schon seit Jahren inaktiv.
Nachtrag 2: Im Frühjahr 2022 habe ich festgestellt, daß inzwischen die Lokalität unserer Treffen, das 'Café am Damm' in Oldenburg, geschlossen wurde. Wenn es den Salon also noch gibt, finden die Treffen nun anderswo statt.
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letzte inhaltliche Änderung am 03.04.2022.